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Faizabad-Bhavaniyapur
Eine Ganztagsschule für Mädchen
in Bhawaniyapur Bundesstaat Utter Pradesh
2015 gegründet - Ganztagsschule für 30 Mädchen, die die Grundschule nicht bis zum Ende besuchen konnten - eine neue Chance der fünfjährigen Grundbildung.
geplant bis 2020 - dieses Projekt ist auf eine fünfjährige Laufzeit angelegt und soll ein Anschub in Sachen Mädchenbildung darstellen. Geplant ist, die Schule in 2020 an die lokalen Partner zu übergeben, um sie eingenständig weiterzuführen.
Auch hier gilt, wie an all unseren anderen Schulen, das Lernen und spielen im Vordergrund stehen. Beides muss man lernen, denn gerade Letzteres kam in dem bisherigen Leben der Mädchen nicht vor. Hierzu bekommen die Schülerinnen dieser Schule eine zweite Chance. Sie haben vorzeitig die Grundschule verlassen, nun können sie Versäumtes nachholen. Sie tun den Blick über den Rand der Suppenschüssel, in der sie gezwungen sind zu verbleiben, wenn sie keine Schule besuchen. Sie erleben nun eine Welt, die ihnen ohne Kenntnisse der Schrift für immer verborgen bliebe. Über die Beschulung hinaus erwerben sie ein Selbstbewusstsein und ein neues Selbstverständnis, das ihnen durch die traditionelle Erziehung abtrainiert wurde. Dies ist jedoch Voraussetzung für ein besseres Leben in der Zukunft sowie für Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.
Unsere Ansprüche an die Erfüllung bürokratischer Vorgaben sind aufgrund der schlechten Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren der Entwicklungszusammenarbeit in Indien machen mussten, stark gewachsen. Daher dauerte es länger als gedacht, bis wir die Schule für sogenannte „Drop out girls“ (Mädchen, die die Grundschule nicht bis zum Ende besuchen konnten), in dem Dorf Bhawaniyapur, nahe Faizabad, im nordöstlichen Bundesstaat Utter Pradesh, eröffnen konnten.
Selbstverständlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Erfüllung aller Vorgaben keine Garantie darstellt von Korruption und sonstigen kriminellen Machenschaften verschont zu bleiben. Das ist ein Umstand mit dem man in allen Ländern des Südens permanent zu rechnen hat, auch, wenn dies in aller Regel nicht thematisiert wird. Die Vorgehensweisen der sogenannten Partner ist nicht selten derart raffiniert, das man dem Ansinnen erst auf die Schliche kommt, wenn es zu spät ist. Leider.
Im Juni 2015, zu Beginn des Schuljahres, konnte endlich eine Klasse mit 30 Mädchen eröffnet werden, die hier nochmals eine Chance auf Grundbildung erhalten sollen. Sie sind zu einem früheren Zeitpunkt bereits in die Schule gegangen, haben die Grundschule jedoch nicht bis zum Ende besuchen können, aus den unterschiedlichsten Gründen heraus, die häufig in den persönlichen Befindlichkeiten der Familien(Oberhäupter) zu finden sind. Nach deren Ansicht gibt es wichtigere Fertigkeiten für eine Frau, als Lesen, Schreiben Rechnen können. So etwas ist unnütz und gibt der Frau nur Fähigkeiten an die Hand, die sie wegführen von dem Umstand gefügig, willig, unwissend zu sein und womöglich nicht mehr willens dem Ehemann und anderen (männlichen) Familienmitgliedern zu gehorchen, - auch der Schwiegermutter - und ihm oder ihnen zu dienen. In den Augen vieler Inder, die aus sehr patriarchalen und traditionsverhafteten Verhältnissen stammen, ist es absolut unerwünscht, dass Frauen selbstbewusst auftreten.
Die häufigsten Gründe hierfür sind die für uns unverständlichen, althergebrachten Ansichten der Familien, dass Mädchen keine Bildung brauchten und sie besser arbeiten sollten. Sie heiraten sowieso und dies viel zu bald, nämlich im Alter von 12 bis 15 Jahren. Lt. einer Untersuchung von UNICEF sind 56 % aller 15jährigen Mädchen bereits verheiratet. Diese Denkweise entspricht auch dem religiösen Kontext und den Kastennormen. Ein Konglomerat von Vorstellungen und Ideen, die die Frau zwangsläufig in einer für uns unglaublichen, untergeordneten Position verharren lässt. Dass sie das glücklich macht ist zu bezweifeln. Dass das für eine Gesellschaft dauerhaft von Vorteil ist, darf angezweifelt werden. Allerdings muss man sich wohl vor Augen halten, dass es hier um Macht geht. Macht über Frauen. Und wer gibt Macht schon gerne aus der Hand?
Die Investitionen für diese Schule hielten sich in Grenzen
Zum Teil war eine Infrastruktur bereits vorhanden; zum Beispiel Gebäude, die Kücheneinrichtung, Klassenzimmer. Natürlich musste in einigen Bereichen erweitert werden. Geschirr und Küchenutensilien mussten ebenso angeschafft werden wie Mobiliar für den Speiseraum und das Klassenzimmer. Außerdem werden in nächster Zeit noch Nähmaschinen gebraucht, denn die Mädchen sollen im Fach „Textiles Werken“ unterrichtet werden, damit sie hier über Fertigkeiten verfügen können, die sie später eventuell auch zum Broterwerb nutzen können.
Das Projekt wurde von uns auf fünf Jahre befristet.
Fünf Jahre dauert mittlerweile die gesetzliche Grundschulzeit in Indien. Und die möchten wir den Mädchen auf jeden Fall zugutekommen lassen. In dieser Zeit haben wir auch die Möglichkeit zu sehen, ob die Partnerschaft wirklich so funktioniert, dass man von einer guten Kooperation sprechen kann, ohne dauerndes und immer intensiver werdendes kontrollieren der Buchhaltung und des Organisationsablaufs und Managements, was zu unnötigen und vor allem unerfreulichen Auseinandersetzungen führen kann.
Es ist uns sehr wichtig, dass die Spendengelder für die Dinge eingesetzt werden, für die sie gedacht sind und nicht in die Taschen der Partner wandern, wie schon gehabt! Ohne Transparenz ist eine Zusammenarbeit, noch dazu über so große Distanz, von unserer Seite her nicht zu verantworten, führt zu unnötigem Stress und erhöht die Kosten in unsinniger Weise. Dann muss man unter Umständen, so bedauerlich das für die Kinder ist, die Konsequenzen ziehen und gegebenenfalls ein Projekt auch mal aufgeben.
Wie an unseren anderen Schulen, decken wir die Grundbedürfnisse der Mädchen an Kleidung, Nahrung, medizinischer Basisversorgung. Wir finanzieren die Lehrergehälter und Lehrmittel, das Küchenpersonal und was sonst noch an Kosten anfällt.
Die Schule in Bhawaniyapur ist eine Ganztagsschule
Das bedeutet, dass die Mädchen zwischen Schule und Elternhaus pendeln müssen. Hierfür haben wir einen kleinen Bus, der täglich die Kinder abholt und wieder nach Hause bringt, organisiert. Da der Schulweg für die meisten Kinder zu weit ist, ist dies erforderlich. Auch zum Schutz vor Übergriffen erscheint uns der Busdienst sehr sinnvoll zu sein. Selbstverständlich tragen wir auch hierfür die laufenden Kosten.
In Bhawaniyapur konnten wir leider kein Internat einrichten ,was mir im Grunde lieber gewesen wäre. Nur hätten wir uns dazu in ein erneutes Bau-Abenteuer stürzen müssen und danach steht mir absolut nicht mehr der Sinn. Schon bei uns sind Bausachen immer wieder von Korruption und Betrug geprägt. In Indien öffnet man dem Missbrauch von Geldern Tür und Tor. Als Ausländer befindet man sich weitestgehend in einem rechtsfreien Raum. Insofern ist unser Verein auf entsprechende Ambitionen der Partnerorganisation „Paras Foundation“ nicht eingegangen und hat sich auf die Form einer Ganztagsschule beschränkt.
Die Ganztagsschule, wie wir sie nun in Bhawaniyapur betreiben, kommt dem Prinzip einer Internatsschule sehr nahe, denn die Mädchen werden dadurch, dass sie sich von morgens bis in den späten Nachmittag hinein an der Schule aufhalten, ähnlich wie an einer Internatsschule, von schwerer, körperlicher Arbeit am ehesten verschont. Sie können unbelastet lernen und spielen, erhalten regelmäßig ihre Mahlzeiten, erhalten Kleidung und werden bei Bedarf medizinisch versorgt. Sie haben die Möglichkeit einfach einmal Kind sein zu dürfen. Etwas, was sie bisher nicht erlebt haben. Ein neues Lebensgefühl. Auch hier sind sie nicht permanent präsent, werden beobachtet, taxiert, wecken womöglich Begierden. Natürlich können wir nicht so einen geschützten Raum bieten wie an einem Internat. Aber immerhin bieten wir Chancen und Möglichkeiten, die die Mädchen sonst nicht bekommen würden. Das ist entscheidend.
Wenn Sie uns in Bhawaniyapur unterstützen möchten, würden wir uns sehr darüber freuen. Auch hier kostet eine Patenschaft € 30,00 im Monat. Teil – oder Schulpatenschaften sind genauso möglich. Die Höhe Ihrer Unterstützung bestimmen Sie selbst. Wir freuen uns immer über Hilfe! Auch Mundpropaganda über unsere Arbeit hilft uns weiter.
Die Mädchen haben es verdient!