Nursing Academy

in Anand, Westindien, Bundesstaat Gujarat

Perspektiven durch Ausbildung für junge Frauen. Eine Kooperation zwischen den Organisationen „Mädchenschule Khadigram“ und „Community Development Society

2014 gegründet - in Anand, Westindien

Einjährige Ausbildung zur staatlich anerkannten Hebamme und Pflegekraft


Täglicher Unterricht in Theorie und Praxis. Hierzu gehört auch Englischunterricht. Der praktische Teil der Ausbildung findet an örtlichen Krankenhäusern statt. Der zertifizierte Abschluss ist staatlich Anerkannt. Die Ausbildung zur Hebamme und Pflegekraft an der Nursing Academy bietet Chancen und Möglichkeiten zum Erwerb der wirtschaftlichen Unabhängigkeit, fördert das Selbstbewusstsein und die Selbstständigkeit der jungen Frauen, hin zu einem selbstbestimmten, unabhängigen Leben. Sie werden befähigt einen anerkannten Beruf auszuüben, eigenes Geld zu verdienen, ihre Familien nötigenfalls selber zu ernähren. Sie erhalten, wie sie selber es formulierten, „a way of a better life in future“.

Seit November 2014 erhalten durch den Verein „Mädchenschule Khadigram“ junge Frauen eine Ausbildungschance. In Kooperation mit der „Community Development Society“ in Anand, dem im Westen Indiens gelegenen Bundesstaat Gujarat, haben wir eine Ausbildungsstätte gegründet, um junge Frauen zu Pflegekräften und Hebammen auszubilden.

Unsere „Nursing Academy“ ermöglicht es jungen Frauen eine gute und staatlich anerkannte Ausbildung zu machen, wozu sie allein aufgrund der finanziellen Situation der Familie niemals eine Chance bekommen würden. Derzeit stellen wir 50 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Die Dauer der Ausbildung beträgt 12 Monate. An dieser Krankenpflegeschule erwerben die Schülerinnen Kenntnisse in Anatomie und Physiologie des Menschen, sowie sämtliche anderen medizinischen Fächer, die zu einer Ausbildung als Pflegekraft gehören. Außerdem erwerben sie Grundkenntnisse der Geburtsleitung. Sie haben regelmäßig Englischunterricht, denn an den Krankenhäusern wird bei den Mitarbeitern in erster Linie Englisch gesprochen, neben der Landessprache Gujarati. Wir finanzieren fünf Lehrkräfte, sämtliche, notwendige Lehrmaterialien, die Miete für die erforderlichen Räumlichkeiten, Berufskleidung und Transport. Die Trainees haben teilweise einen extrem weiten Anfahrtsweg von bis zu drei Stunden. Der Unterricht beginnt morgens, pünktlich um 8.00 Uhr und beinhaltet ab dem 5. Ausbildungsmonat auch einen praktischen Teil in den Krankenhäusern und Arztpraxen von Anand und Umgebung.

Ausbildungen müssen in Indien teuer bezahlt werden. Dazu haben nur diejenigen Familien die Möglichkeit, die über die pekuniären Mittel verfügen. Außerdem muss auch die Einsicht in der Familie vorhanden sein, dass eine Ausbildung der Tochter oder Ehefrau einen Sinn hat. Das ist in dieser patriarchalen Gesellschaft durchaus nicht oft gegeben, denn fortschrittlich ist Indien bei weitem nicht. Natürlich hat das Land einen ökonomischen Aufschwung erlebt, gar keine Frage. Aber was Normen und Traditionen anbelangt, Veränderungen die in den Köpfen stattfinden müssen, hinkt Indien weit hinterher. Nicht selten findet man sich diesbezüglich im späten Mittelalter wieder, übrigens auch, was Arbeitsabläufe anbelangt. Dazu gehören selbstverständlich auch der Umgang mit Frauen und die Haltung gegenüber Kindern. Ein Grund, weshalb man Kinderarbeit generell und Schichten übergreifend nicht als ein Problem betrachtet. Das man damit Kindern die Kindheit raubt, kommt kaum jemandem in den Sinn. Die Tatsache, dass Kinderarbeit gesetzlich vor dem 14. Lebensjahr verboten ist, ändert nichts. Indien hat laut UN Organisationen weltweit die meisten Kinderarbeiter überhaupt. Zum Schutz von Kindern wird durch Regierungsstellen, jedoch leider viel zu wenig getan. Aber auch Indien hat die UN Kinderschutzkonventionen unterzeichnet.

Unsere Partnerorganisation in Anand „Community Development Society“, kurz CDS, ist eine indische Organisation, die soziale Projekte fördert und sich vornehmlich um die Menschen der riesigen Slums der Stadt Anand, ca. 120 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Ahmedabad gelegen, engagiert.

Manoj MacWan hat vor rund 20 Jahren seinen Verein gegründet und in einem ersten Schritt Kindergärten in den Slums eingerichtet. Später gründete er ein Zentrum für Frauen, an dem diese eine Ausbildung im Schneidern, Computertechnologie und Kosmetikbehandlung erhalten. Die Ausbildungen sind staatlich anerkannt; abschließend erhalten die Frauen ein anerkanntes Zertifikat. An dem Zentrum erhalten die Frauen auch Schutz vor Gewalt, denn es haben ausschließlich Frauen Zutritt zu dem Gebäude. Jede Form von Gewalt gegen Frauen, nicht nur Sexualdelikte, das wissen wir spätestens seit den weltweit bekanntgewordenen Massenvergewaltigungen, ist leider ein Umstand, der in Indien nicht ganz selten zu beklagen ist. Bedingt durch extreme Armut und Analphabetismus kommt es häufig zu Ausschreitungen insbesondere gegen das weibliche Geschlecht, aber auch gegen Kinder.

Männer in den Slums greifen nicht selten zu Alkohol und Drogen. In dem Zusammenhang kommt es zu Beschaffungskriminalität, was wiederum zu mafiösen Strukturen in den Slums führt. Gewaltsame Auseinandersetzungen in vielfältiger Form sind die Folge. Auf der Strecke bleiben immer die Frauen und Kinder. Das war die Motivation von Manoj, sich als Sozialarbeiter und „Social Activist“, als derer sich gerne bezeichnet, gerade in diesem Brennpunkt einzubringen. Bisher finanzierte er seine Projekte, indem er selber Spenden akquirierte und darüber hinaus mit Hilfe finanzieller Unterstützung eines Freundeskreises aus Deutschland. Diese Mittel erhält er auch heute noch, was er mit uns offen kommuniziert.

Die Tatsache, dass Manoj sehr wohl darum weiß, wie schwierig es ist, Gelder für die Arbeit in Indien zu erhalten, dass Spenden nicht mir nichts dir nichts in den Schoßfallen führt dazu, dass er es keineswegs als Selbstverständlichkeit betrachtet durch uns unterstützt zu werden. Ganz anders als das bei unseren anderen indischen Partnern der Fall ist. Manna fällt eben nicht vom Himmel und Geld wächst auch in Deutschland nicht auf den Bäumen. Dessen ist er sich sehr wohl bewusst. Dies wiederum führt dazu, dass eine Zusammenarbeit bisher sehr transparent und nachvollziehbar gewesen ist. Es geschieht grundsätzlich alles in Abstimmung. Mittel werden nicht nach dem Motto: Geld kommt ja, und kann ungefragt einfach verwendet werden. Vielleicht resultiert dieses so andere Verhalten auch aus dem Umstand, dass Manoj, der auf eine Jesuitenschule gegangen ist, anders geprägt wurde. Außerdem ist er Dalit (Unberührbarer) und überzeugter Christ. Er arbeitet mit einem ganz anderen Einsatz, hat Visionen von einer Gesellschaft in der es besser aussehen könnte, ist nicht an hinduistische Traditionen gebunden und unterliegt, zumindest gedanklich, nicht dem Kastenwesen. Dass er dennoch mit all diesen gesellschaftlichen Umständen, Ge- und - Verboten täglich konfrontiert ist und damit umzugehen hat, ist keine Frage und, nicht schwer vorstellbar, es lässt sich gar nicht umgehen. Aber schon allein dieses Bewusstsein macht die Wege weniger steinig, angenehmer und kürzer. Wir als Partner müssen nicht so viele Haken schlagen und Kotaus vollführen, was unglaublich anstrengend und ermüdend ist.

Nach Ablauf der Ausbildungsperiode bekommen die Trainees ein besonderes Geschenk von uns:

Eine Klassenfahrt. Drei Tage fährt die gesamte Gruppe mit dem Bus zur Besichtigung besonderer Sehenswürdigkeiten in Gujarat. Sie haben als Abschluss noch einmal ein gemeinsames Erlebnis. Für diese jungen Frauen ist es etwas ganz Besonderes, denn sie sind noch nie zu solch einem Ausflug fort gewesen, haben noch nie in einem, wenn auch noch so bescheidenen Hotel übernachtet, hatten noch nie Taschengeld zur freien Verfügung. Jede von ihnen erhält 200,- Rupee, (das sind € 2,80), die sie nach eigenem Gutdünken verwenden können. Solch ein Ausflug, den Manoj natürlich durchorganisieren muss, hat bereits mehrmals stattgefunden. Die jungen Frauen waren jedes Mal ganz im Glück.


Wir sind sehr froh, dass wir in der Lage sind jungen Inderinnen neue Perspektiven eröffnen zu können und so der Weg ein Stück weiter gehen kann, über die Primarbildung hinaus.

Ohne Unterstützung geht es nicht. Wenn Sie uns bei der Ausbildung für junge Frauen an der Nursing Academy helfen wollen, freuen wir uns sehr.
Eine Patenschaft für eine Krankenpflegerin kostet im Monat € 60,-

Natürlich können Sie unsere Arbeit in dem Bereich auch nach Ihrem Gutdünken mit kleineren oder größeren Beträgen unterstützen. Wir freuen uns über jede Form von Hilfen und versichern, dass wir darauf achten, dass die Mittel direkt und unmittelbar, für den genannten Zweck, vor Ort eingesetzt werden.

Zurück