Hintergründe - unsere Hilfe zählt

Bildung für Mädchen am Rand der Gesellschaft

 

Der Verein Mädchenschule Khadigram eV. wird durch den indischen Staat nicht unterstützt. Die Projekte werden ausschließlich durch Patenschaften und Spenden aus Deutschland getragen.

Die Kinder stammen aus Familien gesellschaftlicher Randgruppen. Es ist uns besonders wichtig, gerade diesen Kindern eine Bildungschance zu geben, denn sie haben aufgrund ihrer Zughörigkeit zu den sogenannten Backward Casts und der Tatsache, dass sie "nur" Mädchen sind, extrem geringe Aussichten jemals eine Schule besuchen zu können.

Eine Internatsschule, wo alle Schülerinnen leben, ist uns aus verschiedenen Gründen sehr wichtig. Zum einen sind die Schulwege für die Kinder sehr oft viel zu weit, um täglich zwei Mal zwischen Elternhaus und Schule zurückgelegt werden zu können. Zum anderen kämen die Mädchen müde von dem langen Fußmarsch in der Schule an, was der Konzentration im Unterricht mit Sicherheit nicht dienlich wäre. Öffentlichen Nahverkehr gibt es nicht.

Häufig kämen die Mädchen hungrig in die Schule, denn in den Hütten ist nicht genug Nahrung vorhanden. Mädchen sind diejenigen, die mit Lebensmitteln schlechter versorgt werden. Vorrang haben die männlichen Mitglieder der Familien. Ein permanent knurrender Magen verhindert es jedoch, dass die adäquate Teilnahme am Unterricht stattfinden kann. Damit wird das Sprichwort "Ein voller Bauch studiert nicht gern" ad absurdum geführt.

An der Mädchenschule Khadigram wird ausschließlich Grundbildung vermittelt. Die Schulzeit beträgt fünf Jahre.

Die Anfänge der Schulzeit sind für diese Kinder schwer, denn sie sind es nicht gewohnt, länger still zu sitzen, sich auf Lerninhalte zu konzentrieren, diese aufzunehmen, sich zu merken und auch wiedergeben zu können. Bisher haben diese Kinder Holz im Dschungel gesammelt und nach Hause geschleppt. Viehfutter geholt, Wasser von weit entfernten Wasserstellen herbeigeschafft. Jüngere Geschwister oder Tiere gehütet. In Haus und Küche oder auf dem Feld schwere körperliche Arbeiten verrichtet. Feinmotorik musste nicht in dem Maße entwickelt werden, wie das bei Kindern in Deutschland gezielt gefördert wird.

Sie haben Gelegenheit zu spielen, was für diese Kinder keine Selbstverständlichkeit ist. Im Gegenteil! Das müssen sie erst lernen, denn Spiel kam in ihrem bisherigen Leben nicht vor. In der Regel kommen die Mädchen zu klein und untergewichtig in unseren Schulen an. In den mehr als 640.000 Dörfern des ländlichen Indien, wo 65 Prozent der Bevölkerung leben, ist die Lebenssituation weiterhin prekär. Diese Situation trifft auf die marginalisierten Gruppen der Scheduled Cast bei weit über 50 Prozent zu. Zu sehen ist dies bei der Einschulung der Kinder an unseren Schulen deutlich. Sie sind untergewichtig und zu klein. Kleinwüchsigkeit ist ein Symptom von Mangelernährung, wie auch Untergewicht. Bei Kindern bis zu sechs Jahren meistens begleitet von einer hohen Kindersterblichkeit. Die langfristige Auswirkung des Mangels auf schulische und berufliche Leistungsfähigkeit ist für diese Menschen eine lebenslang wirkende Katastrophe.                                            

  • Bildungsförderung ist auch Friedensförderung!

    Die Fähigkeit zu lernen ist ein Teil der Bildung einer Persönlichkeitsstruktur und Bildung der physischen und intellektuellen Identität. Bildung fördert die Weitergabe von sinnvollen Werten und Traditionen, einer nationalen Identität und verbessert langfristig die Produktivität der späteren Erwachsenen. Damit wird zum wirtschaftlichen Wohlstand und der Stabilität des jeweiligen Landes wesentlich beigetragen.
  • Die indische Regierung selbst steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe.

    Jährlich müssten mehrere Millionen Lehrer ausgebildet und eingestellt werden, um nur den aktuellen Stand an Schülern unterrichten zu können. Es ist pro Jahr der Bau von mindestens 600.000 Grundschulen notwendig, so UNICEF.
  • Gute Bildung ist in Indien teuer! Dies können sich viele Familien nicht leisten.

    Der Verein „Mädchenschule Khadigram“ legt großen Wert darauf, dass seine, mit aus deutschen Spendenmitteln finanzierten Schulen, sich von den staatlichen Schulen in der Qualität deutlich positiv abheben. Staatsschulen entsprechen leider selten den gestellten Ansprüchen durch die Regierung.
  • Die Klassenverbände sind meistens viel zu groß. Vorgeschrieben sind Klassengrößen von 40 Schülern. Die Realität zeigt, dass nicht selten 90 Kinder in einem Klassenverband sitzen.
  • Unterrichtsräume sind oft in einem fragwürdigen Zustand. Es findet auch Unterricht im Freien statt. Am Straßenrand, auf Bürgersteigen, unter einem Baum usw.
  • Es gibt zu wenige Lehrer und ihre Qualifikation und Motivation lässt häufig zu wünschen übrig.
  • Lehrer scheuen sich nicht drakonische Strafen zu verhängen. Stockschläge sind nicht unüblich. Das Hauptziel scheint die Disziplinierung, nicht die Stoffvermittlung.
  • Vorgegebene Klassenziele werden oft nicht erreicht.
  • Aufgrund von Korruption erscheinen Lehrer nicht zum Unterricht, um a) während der Unterrichtszeiten lukrativen, anderen Beschäftigungen nachzugehen und b) am Nachmittag teuren „Nachhilfeunterricht“ anzubieten.
  • Laut UNICEF verfügen nicht einmal 50 % aller Grundschulen in Indien über eine Wandtafel.
  • Von Schulleitern werden Aufnahmegebühren eingetrieben, die gar nicht existieren.
  • Für Zeugnisse werden Gebühren verlangt, die kostenfrei ausgestellt werden müssen.

Anders als an Staatsschulen sitzen in unseren Schulen maximal 25 Kinder in einer Klasse. Eigentlich sind die Kinder bei Einschulung auf den Stand von Kindergartenkindern im Alter von vier bis fünf Jahren, wenn man einen Vergleich wagen möchte. Sie benötigen Anleitung in jeder denkbaren Hinsicht. Eine große Aufgabe, die von den Lehrerinnen täglich bewältigt werden müssen.

Bildung bedeutet nicht einfach ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer zu entfachen.

- Aristophanes -